Hans Joachim Teschners

 

Lebens-Quark 11

 

 


 

meinem Geburtstag, dem 12. Januar 1952, ahnten weder meine Eltern noch die abführende Hebamme von den Umbrüchen in Kultur, Kirche und Kontraproduktion, die mit meinem Eintritt in die Realexistenz ausgelöst wurden.

Die Faktenlage 1952 spricht für sich:

Tibet: Verbiestert, ja verbettelt, verbohrt und mortal verbrettert kehrte der Dalai Lama nach Lhasa zurück, um mit dem chinesischen Pantschen Lama zu kuscheln. Überhaupt der Lamaismus!

Argentinien: Und wie war das mit Evita Perón? Die kultische Musical-Ikone entsagte dem Irdischen just zu diesem Punktum. Kann das Zufall sein?

Frankreich: Dann die Premiere des Film „Lohn der Angst“. Ein hommagierendes Präludium des Regisseurs Clouzot zum geburtsbegleitenden Weh und Barmen meiner Eltern. Erst 1953 uraufgeführt, ein ganzes Jahr verpennt. Diese Franzosen!

Berlin: Die Kirchennomenklatura trumpft bockig auf, vollzieht die große, die allumfassende Wende, denn mein Vonjetztabdabeisein konnte niemand Lügen strafen. Die einzig noch mögliche Glaubenswahrheit häutete sich, sprengte ihren Kokon ins Universum und transzendierte sich als Leitwort des Katholikentages: „Gott lebt!“

(Und Nietzsche musste sterben, möchte man bübisch hinterherkrähen, aber hinterher ist man ja immer schlauer als das Rathaus.)

 

 er Weg – mein Weg – war also vorgegeben. Niemand konnte sich auch nur annähernd vorstellen, dass ich einmal als Palettennagler (Holzhandlung Schütte GmbH & Co. KG) reüssieren würde. Oder als Kartoffelkönig (Intern. Buddeltage Emsland 68, Preis auf Nachfrage). Die verschiedenen Studiervorhaben plus Abbrüche wollen wir hier mal auslassen (s. Quark 1).

 


 

 

Dagegen:

Frühzeitiges Erlernen des Harmoniums unter Anleitung väterlicher Tobsuchtsanfälle (s. Abb.- kurz vor Anfall). Ein Schlüsselbeinerlebnis und zureichender Hinweis auf Höhere Gewalt. Beim Notenbuchstabieren musste ich (rechts) stets Röckchen und Puffärmel tragen, um die Engelhaftigkeit meines Wesens als mozartianisches Himmelsflöckchen zu demonstrieren, wohl auch, um es zu modulieren. Meine beiden Schwestern Hiltrud und Gertrud wurden es nicht gewahr, denn sie wurden strikt durch auskeilende Epiphanie des Vaterleibes von mir getrennt.

 

Meine beiden Geschwisterschwestern Hiltrud und Gertrud (links im Alter von 10 & 11) erlebten die patriarchischen Wutgewitter als Zuwendungsdefizite, beichteten dem zuständigen Pädophilbeauftragten und konvertierten

1. ins Gefallsüchtige (auffällige Lippenwülste)

2. als Jodelpodeldodelhodelmodel (!)

3. zum Langehosenverweigerungsersatzdienst (Bund der Dirndler).

 

Mein Vater bekam es dann gehörig mit der Genderthematik zu tun, was ihm gebührlich den Sargnagel zur Ehre gereichte, ein letales Fatum, das wiederum zum Absingen entkoppelter Strophen ohne Harmonium an seiner Grabkante führte, denn das Harmonium war mit Schraubnägeln in den Dielenbrettern unseres häuslichen Konzertkabuffs verankert, wohl um aufbrausende Nachbarn vom Diebstahl und anschließender Feuerbestattung des Ohrenmartyrium erzeugenden Generators abzuhalten. Denn das Gebläse produzierte nicht nur einen Jaulton exponentiell-potenzierter Ordnung, vergleichbar mit herabbrechendem Stuka-Geheul (Weltkrieg) oder wölfischer Mondesanbetung (Blutrausch), sondern zu gleicher Phonstärke ein Hirnsurren, welches mir erst viele Jahre später wieder begegnen sollte, nämlich, als ich einen 100 Watt (eher 200 W) Marshallturm mit einer Fender Stratocaster in Betrieb setzte (s. Quark 1; Quark 3), was sage ich, entfachte, ein Geräuschspektakel höllischen Ausmaßes, das dreifaches initiierte:

a.) Tinnitus, Phase 1, grimmes Pfeifen

b.) Tinnitus, Phase 2, siedende Zahnwurzeln

c.) Tinnitus, Phase 3, Schütteltrauma, Flatterniere, Wachkoma.

 


 

ieses und mehr wurde bereits in ausführlichen Elogen also besungen wie verherrlicht, und dient heuer lediglich als Hinweis auf Wahrheitspartikel, die auf meinen Sites als Streugut ihrer Letztbestimmung harren; zuallerförderst sei genannt die Zusammenfügung und Wiederherstellung des Großenganzen.

Hatte ich auf die Episode hingewiesen, in der ich mit kalkülem Design die Fachwelt der Tischler, Innenarchitekten und Modefotographen in eine neidvolle Perplexionsstarre paralysierte? Nein? Kurz nur verweise ich auf Quark 2. Nicht unerwähnt werden soll in diesem Zusammenhang meine Kreation des Wechselwohnschrankes (Pat.-Nr. 453-23DE). Vordergründig ein der Wohnumgebung sich anschmeichelndes Schrankgewese mit heimisch anmutendem Frontispitz in gemütvoller Holzimitattextur. Hintergründig ein Ausbund an prallgefülltem, individuell zusammengestelltem Sortiment. Die zwei Beispiele zeigen zum einen die traditionelle Baureihe „Klobenwunder Stralsund“, zum anderen die filigrane Version „Spindgalaxie Wanne-Eickel“.   

               

  

Technisch visionär und der Zeit weit voraus war der Öffnungsmechanismus mittels Spracherkennung: Die Schranktür des Klobenwunders öffnet sich auf Zuruf (hier mouseover). Bei „その人形が“ springt die Tür auf, bei „亜流や贋“ wieder zu. Gleicher Befehl, aber andere Tonlage beim Modell Spindgalaxie: Hier müssen die Kommandos eine gute Quint höher intoniert werden in der dominanten Tonart E-Dur. Selbstredend sind die Befehle kodiert (japanisch), damit sich kein Unbefugter des exquisiten Schrankinhalts bemächtigen kann.

Klobenwunder, gemütvolle Textur  

Spindgalaxie, filigranes Gewese

 


 

 

Der spätere Schriftsteller und Tonsetzer Hajo Pseudo, bekannt auch unter dem Pseudonym Jerry bzw. Elfriede Hajo McTeshy, hatte zwischendurch (zwischen den 43ern und 51ern) die Idee einer weltumgreifenden Hymne. Kundige Forscher des Internets dürften hinter dem Decknamen Moses McJerry bereits den Autor dieser Homepage erkannt haben, die anderen lassen wir noch ein wenig im Ungewissen schmoren. Die besagte Hymne wiederum würde der heutige Jugendmensch eher mit den Begriffen Jingle oder Hook Line in Verbindung bringen. So oder so, Hajo Susanne McPseudo veröffentlichte seine Komposition unter dem schillernden Titel Schweigeminute. Sie war für gemischte Besetzungen arrangiert, dauerte je nach Dirigat 47 bis maximal 72 Sekunden und wurde fortan in aller Welt mit großem Pomp aufgeführt. Oft vor laufender Filmkamera, obwohl man heute weiß, dass eine solche Kamera nicht in der Lage ist, Tonkompositionen in Bilder umzuwandeln.

Die unglaubliche Erfolgsgeschichte zog Kreise, Nachahmer und Schmarotzer nach sich. Man muss nicht durchs Auge verbrannt sein, um das Original hinter alle jenen Plagiaten zu erkennen, die seither unter den irrwitzigsten Maskeraden vorgebracht wurden, viele sogar unter dem Originaltitel Till Schweigeminute, eine perfide Camouflage. Besonders keck nahm sich die „Komposition“ aus, die den einfallslosen Titel 4‘33‘‘ trug und von einem gewissenlosen John Cage als Urheber beansprucht wurde. Dem Amerikaner lief der Sud Ruf hinterher, er sei alles andere als mit Virtuosität geschlagen, und so nimmt es nicht Wunder, dass er volle 4einhalb Minuten benötigte, wo unsereins das ganze Kroppzeug in einer knappen Minute herunterhaut.  

Wer diesen genetisch versauten Ableger der Schweigeminute kennen und verachten lernen will, kann sich 4‘33‘‘ auf youtube antun. Die anderen können sich auch mal.

 

 

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