Da sagte die Konkubine

 

Dünne Romane, dick vorgetragen und mit dem DA veredelt

 


 

 

 

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A.

Familie Mertens und ihre Nachbarn

 

 

Das Brot

Mutter Mertens hatte drei Brote geschmiert. Ihr Sohn Sven kam in die Küche. „Ich mag aber kein Brot mit Käse“, nörgelte er. Da warf die Mutter die Brote an die Wand und rief: „Von nun ab kriegst du gar keine Brote mehr!“

 

Eine gute Ablage

Seinen Schulranzen hatte Sven schon lange nicht mehr angefasst. Er stopfte seine Bücher, Hefte und überhaupt sein ganzes Schulzeug lieber in seinen Rucksack. „In dem Rucksack ist es gut aufgehoben“, sagte er zu seiner Schwester Valerie. Da kam der Briefträger und  klingelte an der Haustür.

 

Misere

Jedesmal, wenn der Bankangestellte Christian Mertens morgens sein Büro betritt und seinen Computer hochfährt, muss er stark niesen. Einmal guckte sein Chef herein und sagte: “Gesundheit.“ Herr Mertens kam das gar nicht gelegen, weil er kein Papiertaschentuch dabei hatte und einige Spuckspritzer auf dem Computermonitor gelandet waren. „Wenn da mal kein Kurzschluss entsteht“, sagte er, um von der Misere abzulenken. Da klingelte das Telefon.

 

Wie immer

Frau Sabine Mertens, die Frau von Herrn Mertens und Mutter von Sven, Valerie und Lena, diese Frau Mertens war im Edekaladen schon ziemlich gut bekannt. Einmal sagte die Kassiererin zu der Fleischereifachangestellten: „Frau Mertens ist gerade hereingekommen.“ Da antwortete die Fleischereifachangestellte: „Ich kann schon mal ein halbes Kilo Hack halb und halb abwiegen.“

 

Die Wette

Familie Eisenhauer von nebenan konnte vom Schlafzimmerfenster aus beobachten, welche Personen auf dem Bürgersteig vorbeigingen. „Lena Mertens stöckelt wieder mal zu ihren Lover“, sagte Frau Ottilie Eisenhauer zu ihrem Mann. „Ich wette, dass sie wieder aufgetakelt ist wie eine Bordsteinschwalbe“, sagte Hans-Herbert. „Da braucht man keine Intelligenz für, um darauf zu tippen“, antwortete seine Frau.

 

Sex & Fußball

Lena Mertens lag nackt auf dem Sofa. Ihr Lover Pascal saß neben ihr und fingerte an der Fernbedienung herum. Lena stand auf und zog sich ein T-Shirt über. „Immer wenn wir Sex haben wollen, kommt ein Fußballspiel dazwischen“, beklagte sie sich. Gerade wurde das Fußballspiel angepfiffen und Pascal setzte sich eine Flasche Bier an den Hals. Da ging Lena ins Badezimmer. 

 

Das Hobby

Mit seinem Hobby macht sich Hans-Herbert Eisenhauer von nebenan nicht gerade beliebt. Er übt Trompete und spielt in einer Volksmusikantengruppe. Einmal kam ein Polizist herbei und sagte, man habe sich über den Lärm beschwert. Da wurde Hans-Herbert Eisenhauer wütend.

 

Umsonst

Vor Jahren hatte Herr Christian Mertens ein Trampolin in seinem Garten aufgebaut. Die Kinder sollten darauf springen und den Gleichgewichtssinn trainieren. Doch schon bald hatten die Kinder keine Lust mehr, ihren Gleichgewichtssinn zu trainieren.  „Da habe ich mir die Mühe umsonst gemacht“, maulte Herr Mertens.

 

Der Grund

Einmal in der Woche geht Frau Mertens zum Spanischkurs. Immer dienstags abends. Letzte Woche musste sie den Termin ausfallen lassen. Die Kursleiterin rief an und fragte nach dem Grund. Frau Mertens wusste erstmal keine Antwort. Hinter vorgehaltener Hand flüsterte ihr Mann Christian das Wort "Grippe" in ihr Ohr. "Grippe", krächzte Frau Mertens mit verstellter Stimme in den Telefonhörer. Da wurde von der anderen Seite aufgelegt.

  

Ein unschlagbares Argument

Ottilie Eisenhauer hatte sich den Kunstpelz übergeworfen und drängelte ihren Mann Hans-Herbert, sich endlich die Schuhe anzuziehen. „Wir müssen noch nach Paul seinem Onkel Roland hin, um den Fernseher abzuholen.“ Hans-Herbert schimpfte, dass der Fernseher schon veraltet sei und nur 50 Hertz habe. Ottilie stampfte mit dem Fuß auf und sagte: „Nach Netto müssen wir auch noch hin. Da haben wir keine Zeit zum Diskutieren.“

 

Der verrückte Hund

Im Zentrum der Stadt, beim Brunnen mit den Bronzefiguren, sieht man Nichtsesshafte, die auf dem Boden sitzen, einen Pappteller mit Münzen vor sich, und die einen Hund dabei haben. Valerie, die jüngste Tochter der Familie Mertens, streichelt den Hund und nimmt sich eine Münze vom Pappteller. „Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt“, sagt der eine Nichtsesshafte. Der daneben sagt: „Da kannst du einen drauf lassen.“

 

So geht es nicht

In der Praxis von Dr. Schwegat ist es immer sehr voll. So voll, dass Ottilie Eisenhauer keinen Sitzplatz mehr bekommt. Sie wendet sich an die Arzthelferin und sagt: „So geht es nicht. Wenn ich noch lange stehen muss, werde ich ohnmächtig.“ Da kommt Dr. Schwegat herein und ruft: „Der Nächste bitte.“

 

Ein Zufall

Später ging Ottilie Eisenhauer zur Apotheke, um das Rezept von Dr. Schwegat einzulösen. Dort traf sie Frau Sabine Mertens, die auch ein Rezept von Dr. Schwegat in der Hand hielt. Da rief Frau Eisenhauer: „So ein Zufall.“

 

Das Schlafzimmer

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnt der Rentner Karl-August Dirksen. Er guckt immer aus dem Fenster. Wie auch die Eisenhauers, die meistens aus dem Schlafzimmerfenster gucken. Einmal kam Hans-Herbert Eisenhauer vorbei, als Karl-August Dirksen gerade das Fenster zum Lüften öffnete. Da fragte Herr Eisenhauer: „Ist das auch Ihr Schlafzimmer?“

 

Das andere Fenster

Sven Mertens hat keine Lust zur Schule. Wenn er an dem Fenster von dem Rentner Karl-August Dirksen vorbeischlendert, zeigt er ihm den Stinkefinger. Der Rentner Dirksen wird ganz rot im Gesicht und er schreit irgendetwas, was der Sven, der ja eigentlich in der Schule sein müsste, nicht versteht, weil er schon beim nächsten Hauseingang ist und die Klingelknöpfe drückt. Da geht ein Fenster auf, aber nicht das von dem Rentner Dirksen.

 

Am Nachmittag

Ottilie Eisenhauer kam vom Friseur. Es war Nachmittag. Sie hatte sich eine neue Dauerwelle legen lassen. Unterwegs traf sie Sabine Mertens. Da gingen die beiden Frauen in die Konditorei Schumann und tranken ein Cappuccino.

 

 

B.

Im Bahnhof

 

Die Schiebermütze

Am Bahnsteig 4 wartete ein älterer Herr, der eine Schiebermütze auf dem Kopf trug. Ein jugendlicher Krawallmacher trat hinter ihn und schubste ihn, und die Schiebermütze fiel auf den Boden. Der ältere Herr bückte sich, um die Schiebermütze aufzuheben. Da trat ihn der jugendliche Krawallmacher mit dem Fuß in den Hintern.

 

Keine Auskunft

Vor dem Bahnhofskiosk drückte sich eine ausländisch aussehende Frau herum. Die Leute, die an ihr vorbeigingen, schauten schnell weg, wenn sie auf sie zuging oder sie anguckte. Schließlich wandte sich die ausländisch aussehende Frau an den Kioskbetreiber und bat um eine Auskunft. Er zuckte mit den Achseln und antwortete: „Habe nicht Auskunft.“ Da zuckte die ausländisch aussehende Frau auch mit den Achseln.

 

Sparen

Um in die Bahnhofstoilette zu gelangen, muss man eine 50 Cent-Münze in einen Schlitz werfen. Dann öffnet sich die Sperre. Zwei Reisende wollten einmal gleichzeitig durch die Sperre, um 50 Cent zu sparen. Da kamen andere Leute hinzu und beschimpften die beiden Reisenden.

 

Erschöpft

Ein Reisender, der einen sehr schweren Koffer hinter sich her schleppte, winkte einen Gepäckträger zu sich. Der beachtete ihn aber nicht, weil er gerade eine Zigarette rauchen wollte und zu diesem Zweck auf den Bahnhofsvorplatz ging. Hier traf der Gepäckträger einen anderen Gepäckträger, der auch eine Zigarette rauchen wollte. Da setzte sich der Reisende erschöpft auf seinen Koffer.

 

Kein Verlass

Der ICE nach Hamburg würde sich um 35 Minuten verspäten, schallte es aus den Lautsprechern. Viele der Wartenden am Bahnsteig  fingen an zu murren. „Auf die Bahn ist kein Verlass“, sagte ein Herr in einem Lodenmantel. Die Dame neben ihm nickte zustimmend und sagte: „Man hat ja viel Verständnis, aber irgendwann hört die Geduld auf.“ Da fuhr auf dem Nebengleis die Regionalbahn ein.

 

Gefallen

Vor dem Fahrkartenschalter wuchs eine lange Reihe von Unzufriedenen. Sie hatten Verspätung gehabt, den Anschluss verpasst und wollten nun auf Entschädigung pochen. Des Weiteren kamen Leute hinzu, die noch schnell eine Fahrkarte kaufen wollten für den Intercity, der in wenigen Minuten abfahren sollte. Am Ende der Warteschlange fiel eine Frau um und gab einen Laut von sich. Die anderen Leute wollten ihr wieder aufhelfen, und bald umgab eine Traube besorgter Menschen die hingefallene Frau. Keiner wusste, was zu tun sei, und einige sprachen deshalb in ihre Mobiltelefone hinein. Da stand die Frau wieder auf und strich ihr Kleid glatt.

 

Im Raucherbereich

In der Bahnhofsgaststätte darf nicht geraucht werden. Im Bahnhof auch nicht. Auf den Bahnsteigen darf nur in den dafür vorgesehenen Bereichen geraucht werden, und diese Bereiche sind klein, unsauber und unwirtlich im Ganzen. Da kam einmal ein Nichtraucher daran vorbei und spuckte auf den Boden.

 

Der falsche Zug

Ein Geschäftsreisender mit einer ledernen Laptoptasche war versehentlich in den falschen Zug gestiegen. Der richtige Zug lief gerade auf dem Bahngleis gegenüber ein. Da sprang der Reisende wieder aus dem falschen Zug.

 

Vorgedrängelt

Vor der Würstchenbude im Eingangsbereich tummeln sich hungrige Leute, die eine Reise hinter sich haben. Sie warten geduldig, bis sie drankommen. Da drängelt sich eine Frau nach vorn und ruft: „Ein Würstchen mit Senf!“

 

Pilotengeschick

Ein Lokomotivführer schlenderte durch den Bahnhof. In seiner Hand hielt er einen Aktenkoffer, der aussah wie der Koffer eines Flugpiloten. Der Lokomotivführer hatte auch eine dieser Sonnenbrillen auf, die man von Flugpiloten kennt. In der Mitte des Bahnhofs blieb der Lokomotivführer stehen, vermutlich einfach nur, um stehen zu bleiben. Da guckte ihn ein kleines Mädchen an.

 

Der gelbe Hund

Eine Gruppe von Pfadfindern lagerte in der Mitte der Bahnhofshalle. Sie hatten Rucksäcke und Zeltstangen auf den Boden gelegt. Der Anführer blickte sich andauernd streng um, vielleicht, weil er eine Missachtung seiner Autorität befürchtete, die sich in lauten Witzen äußern könnte. Doch die Pfadfinder waren müde und hungrig und hockten schweigsam auf ihren Rucksäcken. Da ging die Tür des Kiosks auf und ein gelber Hund lief zu den Pfadfindern.

 

 

C.

In der Fußgängerzone

 

Unmissverständlich

Eine junge Frau betrat mit einem kleinen Hund das Tchibo-Kaffeegeschäft. Sie studierte die Tafel mit den Angeboten und entschloss sich zu einem Becher Kaffee und einem Stück Käsekuchen. Erst allerdings musste die Kundin vor ihr bedient werden, die ein halbes Pfund gemahlenen Kaffee bestellt und hinzugefügt hatte, dass der Kaffee grob gemahlen werden müsse. Da sagte die Verkäuferin: „Hunde müssen draußen bleiben.“

 

Unmodern

Zwischen den Eheleuten Marion und Jürgen Galewski brach ein Streit aus. Sie standen vor dem Schuhgeschäft und Marion wollte das teure Paar Stiefel kaufen. Jürgen sagte, sie habe ja schon ein Paar Stiefel. Marion sagte, das alte Paar Stiefel entspreche nicht mehr der Mode und würde an der Ferse scheuern. Da drehte sich Jürgen Galewski abrupt um.

 

Da sagte die Konkubine

Ein Mann ging in das Juweliergeschäft Boekhoff & Leuwen. Der Juwelier Leuwen war gerade anwesend. Er kannte den Mann und sagte: „Guten Tag, Herr Stadelmeier.“ Die Tür ging ein zweites Mal auf und die Konkubine des Herrn Stadelmeier, Frau Siebels kam herein und tat so, als würde sie Herrn Stadelmeier nicht kennen. Herr Stadelmeier sagte, dass er einen Brillantring für seine Frau kaufen wolle. Der Juwelier Leuwen zog eine Schublade hervor, in der lauter Brillantringe lagen. Da sagte die Konkubine: „Eine Handtasche von Vuitton wäre mir lieber.“

 

Sauberkeit

Vor der Stadtbäckerei steht ein Bistrotisch und ein paar Korbstühle. Auf den Stühlen sitzen Leute, die keine Arbeit oder gerade frei haben. Sie sitzen stundenlang auf den Korbstühlen, reden laut miteinander und trinken Kaffee. Da kommt die Verkäuferin heraus, um den Bistrotisch abzuwischen.

 

Unterbrechung

Eine Gruppe von Architekturstudenten erkundete die Fußgängerzone. Einige wiesen mit dem Finger auf ein Gebäude, andere guckten nach oben zu den Giebeln alter Häuser. Vorneweg marschierte der Professor, der auch die Richtung angab. Da fuhr ein Lieferwagen im Schritttempo durch die Schar der Studenten.

 

Straßenmusik

Eine Nonne schritt durch die Einkaufspassage. Eine andere Nonne kam gerade heraus. Die Sonne blendete sie, und sie setzte sich eine Sonnenbrille auf und strebte in Richtung Springbrunnen. Da  kam ihr ein russischer Straßenmusiker mit seiner Balalaika entgegen.

 

Stop

Drei betagte Frauen schoben ihre Rollatoren durch die Melanchton-Gasse. Sie gingen im Gänsemarsch, da die Gasse für ein Nebeneinander zu eng war. Die zweite Frau sagte, dass es beschwerlich sei, den Rollator über das Kopfsteinpflaster zu schieben. Die dritte Frau rief, sie habe nichts verstanden, rein akustisch. Da blieb die erste Frau stehen.

 

Im besten Alter

Herr Hübner vom Bekleidungsgeschäft Hübner winkte einer Frau zu, die gerade den gegenüberliegenden Delikatessenladen betreten wollte. „Die Frau Schmirkoweit ist im besten Alter“, sagte Herr Hübner zu der Verkäuferin Frau Weber. Frau Schmirkoweit hatte aber den Herrn Hübner nicht bemerkt und reagierte deshalb nicht auf sein Winken. Da trat eine Kundin aus der Umkleidekabine.  

 

Ein Hindernis

Frau Blutenbach schleppte vier prall gefüllte Einkaufstüten durch die Fußgängerzone. Ihr Mann, Herr Markus Blutenbach lief hinter ihr her und telefonierte mit seinem Handy. Da stolperte Frau Blutenbach über einen Stein.

 

Buchstaben

Ein älterer Herr, wahrscheinlich ein Rentner, betrachtete mit schiefem Kopf die Kriminalromane, die im Buchladen ausgestellt waren. Er war beim Buchstaben D angelangt. Ohne die Buchrücken aus den Augen zu lassen, wanderte er langsam weiter, und auch seinen schiefen Kopf behielt er bei. Gleich würde er mit dem jungen Mann zusammenstoßen, der von der Gegenrichtung aus das gleiche tat wie der wahrscheinliche Rentner. Da stellte sich ein dritter Mann vor den Buchstaben M.

 

 

 

 

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