Hans Joachim Teschners

 

Lebens-Quark 4

 

 


 

Ich wurde 1963 geboren. Als die Hebamme meiner ansichtig wurde, teilte sie meiner matten Mutter mit, sie habe den kollateralen Fürsten der Follkommenheit ausgetragen. Gleichwohl schoss mein Vater ein Polaroid von mir und schickte es einem Freund (Heinrich Böll). Heini, durch meinen ungestümen Haarwuchs getäuscht, schrieb böllend: Dieses dein Mädel hat das Zeug zum eklatanten Füller!

Einspruch kam von Günter „Gülli“ Grass: Nicht der Füller der Follkommenheit habe das Licht der Welt erblickt, sondern ein Wust der Ferkommenheit. Ernst "Ernie" Jünger beschied ihm barsch, hier handele es sich lediglich um eine Wurst der Ferlorenheit angesichts der Stahlgewitter in follen Hosen.

 

        Kinngitarre

Eine paar Jährchen nach diesem Disput, ich feierte den sechsten, beobachteten meine Eltern an mir eine exorbitante Frühreifung und gleichzeitige –alterung, die sich insbesondere auf die Größe und Form meiner Schädelarchitektur aufwirkte. Zur Stütze meines Kopfes klemmten sie mir deshalb eine Gitarre unter das Kinn (Abb. links).

 

 

    

Ein folgenreicher Irrtum, denn die unselige Konstellation verdrahtete das Saitengehölz mit Wucherungen meines neuronalen Gespinstes in musikalisch entgrenzter Orchestralität und trug die Früchte eines zum Wunderkind mutierten Babyboomers in die Welt der staunenden Community: Mit der dekonstruiert-minimalistischen Darbietung von Lirum Larum Löffel tourte ich alsbald durch Volksempfänger und Reformhäuser.

   

 

Vier Jahre später entdeckten meine Eltern, dass ich nicht der war, der ich war, sondern ein anderer, nämlich ein gewisser ‚Musiker’ (dass ich nicht lache) namens A. Einstein, der experimentell zu beweisen suchte, dass die Töne auf seiner Posaune an sog. Saiten bzw. Gummibändern befestigt waren und mittels einer Tonpeitsche frequenziell abgeschossen würden (Abb. rechts). Max Plancks Kommentar: „An den Haaren herbeigezogen.“

 

Saitenposaune,Tonpeitsche

 

 

Rudi Rüssel; alterierte Skalen

Dennoch: Einsteins Theorie wurde 1968 vom ‚Physiker’ (dass ich nicht lache) G. Veneziano abgekupfert und als alles erklärende Stringtheorie großspurig verbreitet, ein billiges Plagiat.

Mein bzw. Einsteins Beitrag zur Weltformel jedenfalls ging in den Wirren der 68er Revolten verloren, als Rudi "Dutschke" Rüssel das Skandieren alterierter Skalen befahl (ho ho ho chi minh = fünftöniger Duktus der Bluestonleiter), eine missverstandene Politagitation aus dem Hause Berklee, USA, peinlich peinlich.

 

 

Nachfolgende Jazzmusikergenerationen missverstanden die Skalierung der Alterationen als kunstgewerbliches Nonplusultra von im Geburtswasser taumelnden Quietschenten und verbrauchten sich in jahrelanger Dudelarbeit – man kann heute sagen, dass auch mein Lebensweg diese Stationen des Leidens und Verblödens kreuzte, und die Ergebnisse in literarischer als auch musikalischer Hinsicht mögen den Leser dieser Zeilen zur Einsicht bewegen, das weder eine Wurst der Follkommenheit noch ein Füller der Ferlorenheit gegen die kollaterale Eklatanz der Ferblasenheit anzustinken in der Lage ist.

 1978 nahm ich eine Lehre als Palettennagler auf. Die Jahrtausendwende spülte mich in das Schnarchbett eines Lehrenden mit geregelter Stundenanzahl und Rentenanspruch.

 

 

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